Oceana unterstreicht die Notwendigkeit von nachhaltigen Fischfangmengen, wenn das Europäische Parlament über die Zukunft der Nordseefischerei entscheidet

 

Oceana setzt sich aktiv für einen neuen Fischereiverwaltungsplan ein, der eine Erholung der Fischbestände sicherstellt und der Überfischung eine Ende setzt

Brüssel – 10. Juli: Der Fischereiausschuss des Europäischen Parlaments stimmt am kommenden Mittwoch (12. Juli) über den mehrjährigen Nordsee-Managementplan bezüglich Fischarten ab, die am Meeresboden leben. Der Plan soll sich auf fast ein Drittel aller Fangmengen in EU-Gewässern beziehen, darunter Kabeljau, Schellfisch, Wittling, Seezunge, Scholle und Norwegischer Hummer. Oceana hat sich fortwährend dafür eingesetzt, nachhaltige Fanggrenzen in den Plan aufzunehmen und Laich- und Brutgewässer zu schützen, um die Überfischung in der Region zu beenden.

In der Nordsee befinden sich mehrere der größten Fischgründe Europas mit jährlichen Fangmengen von 1,3 Millionen Tonnen. Aber fast die Hälfte der Fischbestände in der Nordsee ist überfischt, auch die Bestände von Schellfisch und Wittling. Wenn die Fischbestände einer nachhaltigen Verwaltung unterliegen würden, die auf wissenschaftlicher Empfehlung basiert, könnten die Fischpopulationen weitere 1,45 Millionen Tonnen Fisch jährlich produzieren. Wissenschaftler berechneten unter anderem, dass sich die Fangzahlen bei Schellfisch und Kabeljau um 400% steigern ließen.

„Wir müssen Schluss machen mit dem traditionellen jährlichen Feilschen um Fischfangquoten, die nicht im Sinne von Wissenschaft und Nachhaltigkeit sind, sondern kurzfristigen politischen Interessen dienen, und die sich nach der Industrielobby richten,“ sagt Lasse Gustavsson, leitender Direktor bei Oceana in Europa. „Der neue langfristige Plan für die Nordsee ist eine Gelegenheit für die Fischer, die notwendige Vorhersagbarkeit sowie reichhaltige Fischbestände zu erreichen, aber nur unter bestimmten Bedingungen: Er muss auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, und er muss die vollständige Erholung der Fischbestände prioritieren – nur somit kann man der Überfischung ein Ende setzen.“

Die Europäische Union ist gemäß der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) gesetzlich verpflichtet, ihre Fischbestände wieder aufzubauen und die Überfischung bis 2020 zu beenden. Ohne eine vernünftige Umsetzung bleibt aber auch die ehrgeizigste politische Vorgabe nur ein Papiertiger. Oceana ruft die Mitglieder des Europäischen Parlaments dazu auf, echten Einsatz für die Nachhaltigkeit zu beweisen. Oceana und einige weitere Nichtregierungsorganisationen fordern ehrgeizigere und stabilere Pläne, die nicht die Mängel des Ostseeplans übernehmen, der immer noch Fischfang über einem nachhaltigen Niveau hinaus erlaubt. Der Mehrjahresplan für die Nordsee kann die GFP-Ziele nur erreichen, wenn folgende Grundsätze beachtet werden:

  • Die Überfischung durch die Festsetzung von Fanggrenzen die den besten zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Gutachten zugrunde liegen, wird beendet.
  • Der Wiederaufbau der Reichhaltigkeit und die Reduzierung der unerwünschten Fänge werden prioritiert, indem Gebiete, die der Erholung von Fischbeständen dienen, also sogenannete Bestandsauffüllungsgebiete, wie Laich- und Aufzuchtgewässer, geschützt werden.
  • Alle Fischpopulationen werden auf ein Niveau gebracht, das den höchstmöglichen Dauerertrag (den sogenannten Maximum Sustainable Yield) produzieren kann.
  • Der Ökosystem-Ansatz im Fischereimanagment muss angewendet werden und die Auswirkungen der Fischerei auf sensible Arten und Habitate müssen minimiert werden.
  • Gewährleistung der Kohärenz mit den europäischen Umweltgesetzen.

Um die Bedeutung der Nordsee für die maritime Biodiversität und die Fischerei herauszustreichen sind einige Oceana-Meereswissenschaftler derzeit auf unserer zweimonatigen Meeresexpedition in den Gewässern von Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Großbritannien unterwegs. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, sensible Habitate und Arten zu dokumentieren und das Netzwerk der geschützten Meeresgebiete in der Region zu stärken. Dazu gehört auch die Ausweisung von Gebieten, die wichtige Bestandserholungsgebiete sind, wo Fische wachsen und sich vermehren können.

Prioritätsliste der NGOs für den Nordsee-Mehrjahresplan und NGO-Abstimmungsempfehlungen

Erfahren Sie mehr über unsere Nordseeexpedition 2017