Oceana-Studie stellt fest, dass Fischfänge in EU-Gewässern um 57 % gesteigert werden könnten, wenn die Bestände nachhaltig bewirtschaftet werden

 

Befolgt die Fischerei die wissenschaftlichen Empfehlungen, dann könnteneinige nachhaltige Fänge in Europa eine mehr als 3-fache Steigerung erzielen, wie beispielsweise beim Schellfisch und Kabeljau in der Nordsee oder bei Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee

Brüssel, den 14. November – Laut einer neuen Forschungsstudie, die heute von Oceana veröffentlicht wurde, könnten sich die Fischfänge in EU-Gewässern um 57% erhöhen, wenn die Fischbestände nachhaltig und auf Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen bewirtschaftet würden. Diese Studie entstand unter der Leitung von Dr. Rainer Froese, einem namhaften Fischereiexperten am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, und stellt die bisher umfassendste Arbeit in Bezug auf die Überfischung in den europäischen Fischbeständen dar. Sie analysiert 397 Bestände im Vergleich zu den etwa 150, die von der Europäischen Kommission bewertet werden.

Die neue Studie deckt auf, dass der Zustand der EU-Fischgründe alles andere als gut ist, da sich etwa 85% der Bestände in einem kritischen Zustand befinden und nur 12% die Vorgaben der gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) erfüllen.

„Zum allerersten Mal kennen wir das Erholungspotenzial der Fischbestände in Europa und das sind gute Nachrichten! Wenn wir die Bestände nachhaltig und auf wissenschaftlicher Grundlage bewirtschaften, dann können die Fänge um 57% oder 5 Mio. Tonnen höher sein“, sagte Lasse Gustavsson, geschäftsführender Direktor bei Oceana in Europa. „Das ist eine Menge guter und gesunder Nahrung! Es ist an der Zeit, dass wir den Fischreichtum der europäischen Meere wiederherstellen, da mehr Fische mehr Arbeitsstellen im Fischereisektor und mehr gesunden Fisch auf europäischen Esstischen bedeuten.“

Eine Erholung der Fischbestände unter nachhaltiger Bewirtschaftung würde zu mehr Fisch in den Meeren führen. Dies würde höhere Fänge mit weniger Aufwand und weniger negativen Auswirkungen auf das Ökosystem erlauben. Unter den Beständen, die am meisten von einer angemessenen Bewirtschaftung profitieren würden, berechnen Wissenschaftler eine mögliche Steigerung von über 300% bei den Fängen von Schellfisch und Kabeljau in der Nordsee, oder bei Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee.

„Wir haben mit der Weiterentwicklung einer Standardmethode Zustand und Ausbeutung von annähernd 400 Fischbeständen in den europäischen Meeren bestimmt. Zum ersten Mal wurde für alle europäischen Bestände der höchstmögliche Dauerertrag (MSY) ermittelt, wie von der neuen gemeinsamen Fischereipolitik Europas (GFP) gefordert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Fangmengen erheblich höher sein könnten, wenn die Bestände sich erholt haben und nachhaltig bewirtschaftet werden“, erklärte Dr. Rainer Froese, leitender Wissenschaftler bei GEOMAR.

Die Ergebnisse der Forschungsstudie werden einen Monat vor der Entscheidung über die erlaubten Fangmengen im Jahr 2017 im Nordostatlantik bekannt gegeben. Die Verhandlungen werden am 12. und 13. Dezember zwischen der EU und den 28 Fischereiministern während eines Meetings der Europäischen Union in Brüssel stattfinden. Oceana ermahnt die Entscheidungsträger der EU, die üblichen kurzfristigen Ansätze aufzugeben und dringt auf vorrangige Maßnahmen, um der Überfischung in den europäischen Fischgründen ein Ende zu setzen, sodass die gesetzliche Anforderung, alle Fischbestände bis 2020 wiederaufzubauen, erfüllt werden kann.

Datenblatt: Zur Wiederherstellung der europäischen Fischgründe (in englischer Sprache)